„Einen kurzen Moment habe ich gezögert, als mich Johanna Weymar, Koordinatorin des ambulanten Hospiz- und Kinderhospizdienstes anrief und fragte: Kennst du Dada Peng?“, so Frau Hörschelmann. Ich kannte ihn nicht. „Er würde gerne eine Lesung mit Schülern machen zu seinem neuesten Werk: Mein Buch vom Leben und Sterben“, so Johanna Weymar am Telefon. Zum Thema Leben und Sterben… Eine Thematik mit der man ganz sensibel umgehen muss. Fragen tauchten auf: Ist das Thema nicht zu schwere emotionale Kost für junge Menschen? Kann man Schüler in diesem Rahmen mit dem Thema Verlust, Trauer, Tod konfrontieren? Und so wurde erst einmal gegoogelt.
Dada Peng, mit bürgerlichen Namen Miros Klos, geboren 1974, Songwriter und Autor, Studium der Film- und Fernsehwissenschaften und Anglistik, lebte in den USA und bereiste die ganze Welt. Seine künstlerische Laufbahn begann er als Tänzer an der Dortmunder Oper. Dada Peng arbeitete als Moderator und Drehbuchautor an über 400 Produktionen für das Tigerenten Clubhaus (KIKA) und die Kinder Talkshow Yo!Yo!kids (SWR) mit. Youtube Videos: Dada Peng als Gast im Köllner Treff bei Bettina Böttinger, Janine Kunze singt seine Songs…Er war viele Jahre ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Hospiz und engagiert sich seitdem in der Hospizbewegung. Letzte Publikation: mein buch vom leben und sterben. „Also der Künstler selbst – das ist schon eine Hausnummer“
Und so wurde gemeinsam mit Lehrern, Eltern und Schülern beschlossen sich dieser Thematik zu stellen. Die Schulkonferenz votierte einstimmig dafür, dass die Veranstaltung für die Schüler der achten bis zehnten Klassen in der Aula stattfinden sollte. Da Tod und Trauer auch Bestandteil des Lehrplans des Ethik – und Religionsunterrichts ist, bereiteten die Ethik- und Religionslehrer die Schüler sowohl auf das Thema selbst als auch auf den Künstler Dada Peng vor.
Und so kam es, dass 140 Schüler der 8. bis 10. Klassen an einem Freitag im Oktober in der Regelschule in Räsa/ Unterbreizbach saßen und neugierig auf die beiden jungen Männer schauten, Dada Peng und seinen Musikerkollegen Maurice (Moe Ripp, Band “Spiegelblick” – Super!!), die anlässlich des Jubiläums des ambulanten Hospizdienstes tags zu vor einen Auftritt in der Kirche in Dorndorf hatten.
Schulleiterin Gabriele Hörschelmann und Johanna Weymar, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes, moderierten die Veranstaltung an, auch unter der Fragestellung: Schauen wir mal wohin uns die Reise an diesem Vormittag so treibt…
Locker plaudernd, zieht Dada Peng die Schüler vom ersten Augenblick mit seiner Authentizität in den Bann. Miros spricht die Sprache der Schüler. Seine Lieder sind ausdrucksvoll, auch wenn der Inhalt sich den Schülern nicht komplett erschließt. Ein Künstler, der etwas zu sagen hat, ein Multitalent, der ungewöhnliche Bücher schreibt, ehrlich und ohne zu beschönigen, berührend und einfühlsam. Er selbst ist in seinem Leben mehrfach mit dem Tod konfrontiert worden, hat Vater und Mutter sterben sehen und ist freiwillig in ein Hospiz gegangen, um dort ehrenamtlich zu arbeiten. In seinen Büchern beschreibt er dies auf seine Art und die jungen Leute kaufen ihm ab, was er erzählt. Wer einen Vormittag in einer traurigen Stimmung erwartet hat, wird enttäuscht. Dada Peng besitzt die Freiheit, in einem Hospiz zu lachen. Völlig ohne Scheu erzählt er Episoden von Menschen, die auf dem letzten Weg sind, sowie dem Primadonna Girl, einer alten Dame, die gezeichnet von Alter und Krankheit, den Wunsch verspürte, sich ein letztes Mal zu schminken oder die Episode von seinem Vater, der sein Krankenbett fast unter die Decke steuerte und wie sein Bruder und er diesen skurilen Anblick mit einem Lachen quittierten. Die Geschichte einer Patientin, deren Gesicht entstellt durch die todbringende Krankheit, ihn zum ersten Mal Schönheit erfassen ließ, oder die Geschichte vom Eiswürfel Harry und der Frage: Kann ein Eiswürfel sterben?
Als die beiden Künstler die Lesung nach einer guten Stunde beenden, herrscht im Raum eine Atmosphäre der Nachdenklichkeit und Fröhlichkeit. Die Schüler stellen Fragen. Erik, der wissen möchte , mit welchen emotionalen Reaktionen er bei seinen Lesungen konfrontiert wurde und wie man das als Künstler aushält oder Sophie, die fragt , wie er im Hospiz in Schwerte gelandet ist. Auch hier wieder die authentische Reaktion der Köllner Frohnatur Dada Peng: ich bin, nachdem ich oft an diesem Haus vorbeigegangen bin, einfach hin und habe geklingelt. Und als eine Schwester die Tür öffnete, habe ich gesagt, dass ich gerne mithelfen möchte.
Am Ende, nachdem das Gros der Schüler schon wieder in die Klassenräume verschwunden ist, sind die beiden Künstler noch eine ganze Weile eng umringt. Und natürlich dürfen auch die unabdingbaren Selfies nicht fehlen, die in großer Zahl gemacht werden. Die Beiden erreichen den Zug in Bad Hersfeld in letzter Minute. Man hat sich ein bisschen verquatscht.
Das Fazit dieses Vormittags: eine Mischung aus Nachdenklichkeit, Wehmut und Fröhlichkeit. Eine Leserin des Buches „mein buch vom leben und sterben“ schreibt:“… ich habe mich durch dieses Buch geweinlacht.“ – Das trifft es. Dada und Maurice, an der Gitarre, bringen den Tod so rüber, wie er ist: normal und zum Leben dazugehörig.
Ein besonderes Dankeschön geht an diesem Vormittag an den Ambulanten Hospiz- und Kinderhospizdienst des Wartburgkreises, besonders an Frau Weymar, ohne die diese besondere Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre!