Zwei lange Jahre Homeschooling und Distanzunterricht, Corona-Tests, Maskentragen im Unterricht, Kontaktbeschränkungen und wenig körperliche Aktivitäten hatten auch an unserer Schule deutliche Spuren hinterlassen. Ob es die gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme untereinander ist oder die Einhaltung von Normen und Regeln betrifft. Diese Spuren werden besonders im täglichen Miteinander sichtbar und äußern sich auch vermehrt in Konflikten und Streitigkeiten.
Bei den Überlegungen, wie wir auf diese Probleme und Entwicklungen reagieren sollten, kam uns ein Angebot der Sparkassenstiftung der Wartburg-Sparkasse zur Beantragung von Fördermitteln für ein Projekt unter dem Motto „Gemeinsam ist cool!“ zu Hilfe und mit Unterstützung des Fördervereins stellten wir den Antrag.
Für die Durchführung des Projekts hatten wir den erfahrenen Bundespolizisten, Coach und Kampfsporttrainer Thomas Hedrich aus Auerbach gewinnen können, der regelmäßig Projekte mit Schulklassen zur Gewaltprävention und Wertevermittlung durchführt.
Unser Antrag an die Sparkassenstiftung wurde positiv beschieden und wir erhielten den Höchstfördersatz von 2000,- Euro. Jetzt stand nur noch die Frage im Raum: Können wir dieses Projekt in der Schule durchführen oder macht uns da Corona wieder einen Strich durch die Rechnung?
Aber in der letzten April-Woche konnte das Projekt zum Thema “Selbstbehauptung und Wertevermittlung” für die Klassen 5 bis 9 ohne Einschränkungen in der Schule durchgeführt werden.
In jeweils 90-minütigen Workshops im Klassenverbund gelang es Thomas Hedrich einen direkten Draht zu den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern herzustellen, indem er offen und direkt, sozusagen von Mann zu „Mann“ mit ihnen redete.
Aber hier waren die Teilnehmer nicht nur die Zuhörer, sondern in weiten Teilen die eigentlichen Akteure. Thomas Hedrich stellte einfache, aber wichtige Fragen wie: Was willst Du mal werden? Welche Hobbies hast Du, Was kannst Du besonders gut? Wofür oder für wen lernst Du eigentlich? oder auch: Was ist eigentlich Mobbing? Und erweckte damit das Interesse der Schülerinnen und Schüler.
Im zweiten Teil des Workshops ging es vorwiegend um das gegenseitige Miteinander und um solche Fragen wie: Wie reagiere ich auf Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigungen? Oder: Wie wehre ich mich bei Auseinandersetzungen und Angriffen? Hier kann Thomas Hedrich auf seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse als Polizist und als Kampfsporttrainer zurückgreifen. Dabei ist es wichtig, dass körperliche Auseinandersetzungen nicht in körperlicher Gewalt enden. Ziel muss sein, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Es geht um die Entwickelung des natürliche “Frühwarnsystems” für bedrohliche Situationen und dass die Kinder und Jugendlichen lernen, auf ihre eigene Intuition auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen.
Mit einfachen aber wirksamen Übungen, die von den Schülerinnen und Schülern immer paarweise durchgeführt wurden, gab es Anleitungen, wie man sich in konkreten Situationen verhalten sollte. Da ging es beispielsweise um die Frage: Wie signalisiere ich jemanden, der mir zu nahekommt, dass es mir reicht oder auch: Wie wehre ich mich bei körperlichen Attacken oder Belästigungen, ohne mich zu prügeln. Hier zeigte Thomas Hedrich den Kindern, dass Jeder mit seinem Körper und seiner Stimme eindeutige Signale senden kann, die oftmals ausreichen, einen Streit nicht in eine körperliche Auseinandersetzung eskalieren zu lassen. Dabei sind klare Worte, wie „Stopp“, „Fass mich nicht an!“, „Lass mich sofort los!“ oder „Hör auf mich zu schubsen!“ in Kombination mit abwehrenden Händen ein sehr wirksames und erprobtes Mittel.
Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass mit diesem Projekt wichtige Impulse und Möglichkeiten zur richtigen Auseinandersetzung mit Problemen und Konflikten gegeben wurden, um die Folgen der Pandemie in der Schule aufzuarbeiten und zur Normalität im Schulalltag zurückzukehren.