Wie nähert man sich einem Ort wie dem Konzentrationslager Buchenwald, wie macht man jungen Menschen deutlich, was dort passiert ist?
Die Schüler der beiden 10.Klassen machten sich mit den beiden Geschichtslehrerinnen Frau Taube und Frau Hörschelmann Ende Februar auf den Weg zu diesem Ort, um ein ganztägiges Workshopprogramm an der Gedenkstätte zu nutzen. Weit entfernt vom klassischen Gästeführerrundgang hatten die Schüler Gelegenheit, sich aktiv und selbstgesteuert Wissen über diesen Ort anzueignen.
Eine erfahrene Gedenkstättenpädagogin begleitete die Gruppe den gesamten Tag. Die Schüler nutzten einen Seminarraum im Gebäude der ehemaligen Lagerkommandantur. Durch Studium von Quellen, wie Zeitzeugenberichten, Biographien von Lagerinsassen, Fundstücken, den Orte-Ordnern etc. erarbeiteten sich die Schüler diesen Ort Schritt für Schritt.
Nicht Zahlen, Statistiken oder Spielfilme mit fiktiven Handlungen sind es, die die Schüler nachhaltig erreichen.
Da ist zum Beispiel diese Aluminiumzahnprothese, von einem Schüler restauriert, die die Jugendlichen zum Nachdenken anregt, sie nicht loslässt. Sie halten das Fundstück in den Händen und es erzählt ihnen eine Geschichte. Die Geschichte von einem Menschen der nur die Wahl hatte zu überleben oder zu sterben, indem er sich eine Prothese herstellte und diese unter Schmerzen und Verletzungen in der Mundhöhle trug. Diese Aluminiumprothese war es, die es ihm ermöglichte das harte Brot, gebacken aus Mehl unter Beimischung von Sägespänen, zu essen und somit zu überleben.
Oder die Frage einer Schülerin welche Geschichte wohl das kleine rote Herz zu erzählen hat, gefunden inmitten eines Haufens grauer, nichtssagender Knöpfe.
Ja, auch diese Art von Veranstaltungen bietet die Buchenwaldstiftung an: in einem Dreitagesseminar können die Schüler aus einer Ansammlung von Fundstücken eines aussuchen, es restaurieren, skizzieren und katalogisieren und so ihren Beitrag leisten gegen das Vergessen.
Am Ende der Veranstaltung war man sich einig: man hatte sich diesem grauenvollen Ort auf eine Weise genähert, die alle Beteiligten wohl noch lange gedanklich und emotional beschäftigen wird.
PS: Während des Rundgangs hielten die Schüler im Krematorium inne, sprachen Worte des Gedenkens und verharrten in einer Schweigeminute. Nachdem die Minute verstrichen war, setzte sich keiner in Bewegung, blieb man stehen. Keiner rührte sich, als wäre man paralysiert – ein Bild das Hoffnung macht.